Ehrentitel für Politiker:Fragwürdige Doktoren

Ehrendoktorwürde für Seehofer

Noch in seiner Zeit als Bundeslandwirtschaftsminister hat Horst Seehofer die Ehrendoktorwürde der Agrar-Universität in Kiew (Ukraine) verliehen bekommen.

(Foto: dpa)

Auf ihren Visitenkarten steht Dr. Dr. h.c.: Viele Politiker schmücken sich mit Ehrendoktortiteln - und achten dabei zu wenig auf die Tücken dieser Auszeichnung. In der CSU ist schon so mancher darüber gestolpert.

Von Martina Scherf

Der Dalai Lama hat mehr als 40, Helmut Kohl hat mehr als 20, auch Franz Beckenbauer hat einen: "Dr. h.c." - einen Doctor honoris causa. Man muss für den Doktor ehrenhalber nicht studieren, man kriegt ihn geschenkt. Vor allem ausländische Universitäten verleihen ihn gerne an Spender oder berühmte Persönlichkeiten, deren Besuche die eigene Chronik schmücken. Mit Wissenschaft hat das dann nichts zu tun. Zu Hause ziert so ein Titel aber die Visitenkarte.

Auch Hans Michelbach, Bundestagsabgeordneter aus Coburg, führt einen Ehrendoktor - und verzichtet dabei auf den kleinen Zusatz: (Univ. Kiew). Diesen schreibt das bayerische Hochschulgesetz aber vor: Der Titel sei zu führen "unter Angabe der zu verleihenden Stelle". Das gilt für alle Hochschulen außerhalb der Europäischen Union, mit denen es kein Äquivalenzabkommen gibt. Wer einen Titel nicht korrekt führt, macht sich theoretisch strafbar.

Doktor mit Zusatz

Als Vizepräsident der deutsch-ukrainischen Parlamentariergruppe war Michelbach zu Zeiten der orangenen Revolution häufig in der Ukraine. "Die Menschen baten mich um Hilfe, ich hielt Vorträge über Marktwirtschaft und Demokratie und brachte der Universität in Kiew die ersten Laptops", sagt der Politiker und Unternehmer. Nach seiner Rückkehr habe er damals den bayerischen Wissenschaftsminister Thomas Goppel gefragt, ob er den Titel führen dürfe, der habe bejaht. Dass es den Zusatz brauche, sei ihm neu, sagt Michelbach.

Auch Adolf Bauer, Zweiter Bürgermeister in Würzburg (CSU) und studierter Volkswirt, hat neben seinem "richtigen" noch einen Ehrendoktor. Die katholische Universität in Córdoba, Argentinien, würdigte damit 2003 sein "aus christlichem Geiste erwachsenes soziales Engagement als Bischöflicher Finanzdirektor und als Bürgermeister". Bauer firmiert also mit Dr. Dr. h.c., nennt aber ebenso wenig wie Michelbach die Herkunft des "h.c.".

Ein ordentlicher Doktor - und einer ehrenhalber

Anders Peter Bauer, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler. Er ist Doktor der Medizin und Professor "Univ. Lima". Dort, in Peru, hielt er in den achtziger Jahren Blockvorlesungen über Zahnheilkunde, brachte medizinische Geräte mit - "das war mein privates Entwicklungshilfeprojekt", sagt Bauer.

Dass ausgerechnet Vertreter der CSU, die vom Plagiats-Freiherr zu Guttenberg bis zum "kleinen Doktor" Scheuer mit seinem Ausnahmetitel mehrere fragwürdige Doktoren in ihren Reihen haben, Bauer immer wieder für seinen "Prof. Lima" hänseln, ficht ihn nicht an. "Mein Titel ist korrekt und anerkannt, dann kann ich ihn auch führen".

Auch Landtagspräsidentin Barbara Stamm hat einen Ehrendoktor. Sie trägt ihn aber nicht, er taucht nirgends auf. Stamm gibt als Beruf Erzieherin an und genießt auch ohne Titel großen Respekt.

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